Berichte der WAZ und der RN zur DEM / DEMF 2009 in Witten

Hier kommen noch zwei Zeitungsartikel, kurz danach erschienen…

WAZ, 23.03.2009
Text und Bilder: WAZ

Kendo – Deutsche Meisterschaften 
Mit Körper und Geist
Witten, 23.03.2009, Michaela Schloemann
„Große Familie” der deutschen Stockkampf-Cracks trifft sich in der Husemann-Halle. Ruhrtaler Lokalmatadoren gehen leer aus.

Voller Spannung bewegen sich die beiden Kendo-Kämpfer fast tanzend umeinander, die Schwertattrappe aus Bambus – Shinai – in Hüfthöhe bereit zum Schlag. Auf der konzentrierten Suche nach dem passenden Augenblick für den Angriff. Eins immer vor Augen: Den Titel des Deutschen Meisters im Einzel, der am vergangenen Samstag in der Fritz-Husemann-Sporthalle für Damen und Herren vergeben wurde.

Pfeilschnell, hart und trotzdem elegant schlägt der mit Rot gekennzeichnete Kämpfer plötzlich zu, das Geräusch von aneinander schlagenden Bambusstöcken mit Nachhall ist zu hören. Dann Stille, in der die drei Punktrichter den Angriff als Punkt werten müssen. Außer den Farben Rot und Weiß und einem manchmal beschrifteten Tiefschutz unterscheidet die Kämpfer aus ganz Deutschland mit ihrem dunklen Gewand, dem Bauchpanzer und dem aufwendig gearbeiteten Kopfschutz, der an eine massivere Variante einer Fechtkopfbedeckung mit ausladenden Flügeln erinnert, nichts.

„In der ersten Runde wird in Pools von drei Kämpfern gekämpft, die ersten beiden kommen weiter”, erklärt der Dortmunder Trainer und 2. Vorsitzende des NRW-Landesverbandes Dietmar Böcker das Geschehen auf den drei Kampffeldern. „Danach gibt es das K.O-System, wie bei einer Fußballweltmeisterschaft”, fügt später Anna Ernst hinzu.

Die Wittenerin ist eine von drei gestarteten Kendo-Kämpferinnen der veranstaltenden DJK TuS Ruhrtal. Gemäß dem Motto „ladies first” hat sie zusammen mit ihren Vereinskolleginnen Sigrun Caspary, die auch zum Trainerstab gehört, und Katrin Demtröder den Wettkampf am Morgen bereits hinter sich gebracht. „Leider ist keine bis ins Finale gekommen”, bedauert Vereins-Pressesprecher Max Rieger. Allzu unglücklich wirkt Anna Ernst aber nicht, als sie sich mit anderen Wettbewerbsteilnehmerinnen unterhält. Als Max Rieger die knapp 90 Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft als „große Familie” bezeichnet, nickt sie zustimmend.

Ebenso wie Franco Manca aus Braunschweig. Er kennt viele der Anwesenden von Wettkämpfen und Lehrgängen und freut sich über den freundschaftlichen Austausch. Für ihn eine der Besonderheiten der Sportart – „Wenn man in einer fremden Stadt zu einem Kendo-Verein geht, findet man letztendlich immer Freunde”, erzählt er.

Nette Menschen, die den Sport und die Leidenschaft für die japanische Kultur teilen. Denn diese beiden Themen lassen sich für ihn beim Kendo nicht trennen. „Unser Kampfsport bietet außerhalb der körperlichen Ertüchtigung auch einen wichtigen geistigen Aspekt: ohne geistige Stärke kein Kampfgewinn.”

Resultate: Sowohl bei den Damen als auch bei den Herren gingen die Titel nach Hessen: In der weiblichen Konkurrenz setzte sich Sabrina Kumpf vor Dance Yokoo (Bayern), Wiebke Röhrbein (Niedersachsen) und Susanne Aoki (Berlin) durch. Bei den Männern gewann Mirko Stankovic vor Roberto Kumpf (Hessen), Hanns-Peter Herr und Markus Spengler (beide Südwestdeutscher Kendo-Verband; Rheinland-Pfalz und Saarland).

Die Lokalmatadorinnen von der DJK TuS Ruhtal Witten konnten leider nicht bei der Medaillenvergabe mitreden. Sigrun Caspary und Anna Ernst wurden in der ersten K.O.-Runde (2. Runde) geschlagen, für Kathrin Demtröder war leider bereits in der vorhergehenden Pool-Runde Schluss.


Sigrun Caspary (li.) von der DJK TuS Ruhrtal schied in der ersten K.O.-Runde aus. Foto: Ruth:Albus

Eine Fotostrecke der WAZ ist noch unter dem folgenden Link zu sehen.

RN, 24.03.2009
Text und Bilder: WAZ

Kendo: Ruhrtal-Kämpfer gehen bei Deutscher Einzelmeisterschaft leer aus
Wittener Kendoka hoffen auf größeren Erfolg im nächsten Jahr
Von Jürgen Koers am 24. März 2009 15:17 Uhr
WITTEN Das Kampfsportzentrum Deutschlands war am Wochenende die Fritz-Husemann-Halle. Doch diesmal kämpften die Athleten nicht mit bloßen Händen, sondern mit großen Schwert-Attrappen. Die DJK TuS Ruhrtal veranstaltete die Deutschen Einzelmeisterschaften im Kendo.


Bildunterschirft: Hinter der Maske, genannt Bogu, ist Anna Ernst sicher geschützt vor den Schlägen mit dem Shinai.

Etwa 90 Kämpfer aus der ganzen Bundesrepublik waren angereist, um sich den Titel zu holen. Mit Kathrin Demtröder, Anna Ernst und Sigrun Caspary stellten sich auch drei Ruhrtaler Frauen auf die Kampffläche.

Wie Geist und Körper als Kraftbündel zusammen wirken, wie rituell und zugleich spektakulär die Kendoka ihren Sport ausüben, wie ästhetisch die von Ruhrtals Sprecher als „kultivierte Prügelei“ beschriebene Kunst des Kämpfens ihren Ausdruck findet, das zeigte die Einzelmeisterschaft.

Vier Minuten bei den Frauen, fünf bei den Männern, länger dauert ein Kampf nicht. Es gewinnt, wer mit zwei Punkten führt oder zum Ende der Zeit vorne liegt. Bei einem Unentschieden gibt es Verlängerung, bis einer der Kendoka punktet. Dies allerdings gelang den Wittenern nur selten.

In der ersten Gruppenphase schied Kathrin Demtröder aus. Eine Runde weiter, im Sechzehntelfinale, war dann auch für Anna Ernst und Sigrun Caspary, immerhin Trägerin des 5. Dans, Endstation. „Dann war die Batterie alle, weil ich auch vorher in der Organisation tätig war.“ Das frühe Aus nutzte Caspary, um gleich als Kampfrichterin den nächsten Einsatz zu schieben. „Da habe ich sehr schöne Kämpfe gesehen“, so Caspary.

„Aus sportlicher Sicht nicht ganz so erfolgreich, aber insgesamt eine gelungene Veranstaltung, die sehr gut über die Bühne gegangen ist“, freute sich Sprecher Max Rieger. Dazu zählt auch, dass 20 Kendoka nach der Meisterschaft Dan-Prüfungen absolvierten. Gleich im nächsten Jahr könnte es eine Neuauflage des Turniers in Witten geben. Oder anderswo. „Dann vielleicht mit mehr sportlichem Erfolg“, so Caspary.

Auch hier gibt es eine Fotostrecke.